Schnüffeln für eine schnelle Planung

Speziell ausgebildete Artenspürhunde finden geschützte Zauneidechsen zuverlässig in nur ein bis zwei Vor-Ort-Aktionen. Bei den Vorbereitungen für die Nordmainische S-Bahn haben die Spürnasen wertvolle Unterstützung geleistet.

Mit der Nase kurz über den Boden wuseln die Labrador Retriever-Hündin Fenna und die Golden Retriever-Hündin Whisper über das Gelände. Sie sind auf der Suche nach Zauneidechsen – entdecken sie eines der geschützten Tiere, setzen sie sich ruhig hin und starren auf das Versteck. Die beiden Vierbeiner gehören zur Hundestaffel, mit deren Hilfe die DB geschützte Tierarten unter anderem auf Bauflächen ausfindig macht. Bei ihren Einsätzen ermitteln die speziell ausgebildeten Artenspürhunde, ob Zauneidechsen dort leben.

Diese Aufgabe des Kartierens haben bislang Menschen bewerkstelligt. Der Nachteil: Die entsprechenden Gebiete mussten mehrfach und mit viel Aufwand beobachtet werden – das dauerte bis zu einem Jahr. Die Hunde mit ihren feinen Spürnasen sind deutlich schneller und können die Tiere mit ihrem feinen Geruchssinn zu jeder Jahreszeit und bei fast jedem Wetter zuverlässig ausfindig machen.

Für die Nordmainische S-Bahn haben die beiden Artenspürhunde im März entlang der geplanten Trasse erkundet, ob Zauneidechsen auch dort überwintern, begleitet von Bauüberwachern und Projektverantwortlichen. Der Grund: An mehreren Stellen müssen Probebohrungen durchgeführt werden, um Verdachtspunkte für Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg zu untersuchen. Da sie bei vier von fünf untersuchten Bohrbereichen keine Zauneidechsen entdeckt haben, können die Bohrungen größtenteils stattfinden.

Frauke Kracker, Teamkoordinatorin Artenkartierung und Diensthundewesen bei der Deutschen Bahn erklärt: „Der Vorteil vom Einsatz unserer Artenspürhunde im Vergleich zu herkömmlichen Methoden ist, dass wir in der Regel bereits nach einer Begehung eine Aussage über das Vorhandensein bestimmter Arten, in diesem Fall Zauneidechsen, treffen können. Grundsätzlich sind wir mit unserer vielfältigen Artenspürhundestaffel deutschlandweit im Einsatz.“

So werden die Artenspürhunde ausgebildet

Seit 2021 haben DB-eigene Trainer:innen bislang zehn Hunde verschiedener Rassen ausgebildet. Dabei haben die Tiere gelernt, unter Schutz stehende Arten wie Schlingnattern, Gelbbauchunken, Fledermäuse oder Mauer- und Zauneidechsen auf Bahnflächen zu erschnüffeln. Hierfür übten die Hunde deren Gerüche ein – etwa anhand von Eierschalen und abgestoßener Reptilien-Haut. Trainiert wurde dabei sowohl in der Natur als auch mit einer sogenannten Scentbox. Dieser Apparat enthält in verschiedenen Öffnungen Geruchsproben geschützter Tierarten. Für sichere Ergebnisse hat die DB die Trainingsergebnisse bei verschiedenen Witterungsbedingungen in einer Klimakammer geprüft. Wissenschaftler:innen der Universität Innsbruck, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung begleiteten die Ausbildung der Hunde und ihrer Trainer:innen.

Fotos: Deutsche Bahn AG/Anja Gerauer, Tim Marold

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