Die Nordmainische S-Bahn stellt sich vor, Teil 2: "Wir stellen alle das Projekt in den Mittelpunkt"
Die Nordmainische S-Bahn gehört zu den großen Infrastrukturprojekten im Rhein-Main-Gebiet. DB Welt hat sich hinter den Kulissen umgeschaut und Mitarbeitende getroffen, stellvertretend für viele weitere Projekte dieser Größenordnung. In Teil 2 unserer Serie erzählt Projektingenieur Evangelos Koloptas, warum gute Kommunikation zählt und was in seiner Heimat Griechenland anders läuft.
Noch sitzt Evangelos Koloptas am Schreibtisch, statt regelmäßig auf Baustellen vorbeizuschauen. Während im Bauabschnitt 3 in Hanau die erste von drei Eisenbahnüberführungen schon weit fortgeschritten ist, spielt sich in seinem Projekt noch alles ausschließlich auf dem Papier ab. Der 34-jährige Projektingenieur betreut unter anderem eine große Kreuzungsmaßnahme im Bauabschnitt 1 in Frankfurt. Sie wird die Hanauer Landstraße, eine der wichtigen Verkehrsadern der Stadt, mit dem angrenzenden Gewerbegebiet Fechenheim verbinden. Aktuell übernimmt ein Bahnübergang in der Cassellastraße diese Aufgabe. Er wird künftig durch die Verlängerung der Ernst-Heinkel-Straße in Form einer Unterführung für den Autoverkehr abgelöst.
Damit Radfahrer:innen und Fußgänger:innen weiterhin nach Fechenheim gelangen können, baut die Stadt Frankfurt an der Stelle des heutigen Bahnübergangs eine neue Überführung. Kraftfahrzeuge dagegen werden künftig über eine eigene Unterführung im Bereich der Ernst-Heinkel-Straße die Gleise queren. Auch hier wird es zusätzliche Rad- und Gehwege geben.
Eine Maßnahme, viele Beteiligte
Kreuzungspartner ist die Stadt Frankfurt, die federführend den Straßenbau übernimmt. Planerisch ist diese Maßnahme dennoch durchaus knifflig: Denn es sind besonders viele Parteien betroffen. Dazu gehört die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF), da eine Straßenbahnlinie gequert wird. Außerdem mit am Tisch sitzen die Frankfurter Hafenbahn, die Züge für die Hafenanlieger zustellt, sowie die Stadtentwässerung Frankfurt, da auch Mischwasserkanäle betroffen sind. Hinzu kommen mehrere Unternehmen, darunter auch ein großer Baumarkt nahe der Ernst-Heinkel-Straße: Er muss Lager- und Parkflächen abtreten – die wiederum in Kooperation mit der Stadt dafür sorgen, dass eine benachbarte Brachfläche künftig zum Lagerpatz umgebaut werden kann.
Angesichts der zahlreichen betroffenen Parteien ist die regelmäßige und offene Kommunikation mit allen Beteiligten umso wichtiger, betont Projektingenieur Koloptas. Auch, um abweichende Interessen miteinander in Einklang zu bringen. Um das zu erreichen, war viel Aufbauarbeit nötig. Mit Erfolg: „Wir haben es geschafft, dass alle Beteiligten das Projekt in den Mittelpunkt stellen“, sagt er. „Wir sprechen offen miteinander, auch wenn es mal hakt. Anders würde es nicht gehen.“
Der Ingenieur aus Thessaloniki
Evangelos Koloptas gehört seit 2020 zum Team für den Bauabschnitt 1 in Frankfurt. Vor sieben Jahren kam der gebürtige Grieche aus seiner Heimat nach Deutschland. „Ich hatte immer schon vor, mal im Ausland zu arbeiten“, sagt er. Direkt im Anschluss an sein Ingenieurstudium in Volos und Thessaloniki bewarb er sich auf Stellen in ganz Europa. Deutschland gehörte zu seinen Favoriten. Parallel begann er, Deutsch zu lernen.
In Deutschland angekommen, arbeitete er zunächst im Straßenbau, bis er zu DB Netz wechselte. Für ihn der richtige Schritt: „Mir sind Umweltschutz und Nachhaltigkeit wichtig und ich versuche, auch so zu leben. Bei der Bahn kann ich dazu beitragen, ein nachhaltiges Produkt anzubieten. Das passt sehr gut für mich.“ Wo sieht er Unterschiede zwischen Griechenland und seiner Wahlheimat? „In Deutschland wird im Vorfeld viel detaillierter gearbeitet und auch mehr Wert auf die schriftliche Dokumentation gelegt als in Griechenland. Und man braucht hier auch mehr Genehmigungen. Das dauert zwar länger, ist dafür auch gründlicher vorbereitet.“
So geht es mit dem Kreuzungsbauwerk weiter
Es wird voraussichtlich nicht mehr allzu lange dauern, bis Evangelos Koloptas in Fechenheim auf einer Baustelle steht. Der Planfeststellungsbeschluss für die Kreuzungsmaßnahme in der Ernst-Heinkel-Straße wird im Laufe des Jahres erwartet. Dann werden im ersten Schritt die Mischwasserkanäle verlegt. Die Planungen dafür laufen längst. Auch der Kampfmittelräumdienst kann bald beginnen, den Untergrund nach möglichen Blindgängern abzusuchen. So fügt sich bei der Nordmainischen S-Bahn ein Puzzleteil ins andere.