Die Nordmainische S-Bahn stellt sich vor: Der Ingenieur für Hanau
Die Nordmainische S-Bahn gehört zu den großen Infrastrukturprojekten im Rhein-Main-Gebiet. Teil 1 unserer kleinen Bau-Serie spielt in Hanau bei Projektingenieur Roberto Bertino auf der ersten Baustelle in Bauabschnitt 3.
Roberto Bertino steht am Rand der riesigen Baustelle an der Frankfurter Landstraße in Hanau. Hinter ihm rauscht ein Güterzug auf der neuen Eisenbahnbrücke durch. Vor gut einem Jahr stand hier noch meterhoch das Wasser in der Baugrube. Beim Bau der Betonsohle für die Straße waren sogar Industrietaucher im Einsatz. Das Wasser ist längst verschwunden. Seitdem hat sich viel getan.
Aus Bahnsicht sowieso, sagt der 41-jährige Projektingenieur: „Wir sind gut vorangekommen. Jetzt liegt der Fokus auf dem Straßenbau.“ Bleibt noch der so genannte bauzeitliche Bahnübergang direkt neben der Baustelle als Ersatz für den ursprünglichen Bahnübergang, der bereits weichen musste. Er ermöglicht Fußgänger:innen und Radfahrer:innen auch weiterhin, hier die Bahnstrecke zu überqueren. Wenn die direkt daneben liegende Eisenbahnüberführung (EÜ) für den Straßenverkehr freigegeben ist, wird auch er wieder zurückgebaut – nach heutigem Stand im Juli 2023. Dann werden die Fahrbahn sowie gemeinschaftliche Fuß- und Radwege unter der Bahnlinie durchführen.
Das Großprojekt Nordmainische S-Bahn besteht aus drei Bauabschnitten. Zwar wird es bis zum Bau der Bahnstrecke noch dauern. Doch die Baumaßnahme an der Frankfurter Landstraße ist eine so genannte vorbereitende Maßnahme. „Wir müssen immer die Infrastruktur in den Städten und der Umgebung mitberücksichtigen“, sagt Bertino. „Wenn wir alles auf einmal dicht machen würden, wäre der Verkehrskollaps vorprogrammiert.“ Um das zu vermeiden, wird die EÜ „Frankfurter Landstraße“ künftig unter anderem eine wichtige Ausweichroute für den innerstädtischen Straßenverkehr sein, wenn an anderer Stelle Sperrungen anstehen.

Und so ist die Frankfurter Landstraße nicht die einzige Baustelle, die Bertino aktuell beschäftigt. Das Team arbeitet längst an der Planung der nächsten Vorhaben, die sukzessive während des Baus der Nordmainischen S-Bahn folgen. Zum Beispiel die Straßenüberführung in der Maintaler Straße: „Ein großes Thema ist gerade die Sperrpausenplanung.“ Auch die Untersuchung des Bodens auf etwaige Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg läuft bereits, ebenso wie die Planungen für den Bau von Lärmschutzwänden. Die Baustellenlogistik wird ebenfalls anspruchsvoll: „Wir arbeiten mitten im Stadtgebiet und haben deshalb nur wenig Platz für die Baustelleneinrichtungsflächen.“
Wechsel vom Straßenbau zur Bahn
Roberto Bertino ist seit August 2020 an Bord. Vorher arbeitete er in einem Frankfurter Ingenieursbüro. Dort beschäftigte er sich vor allem mit kommunaler Infrastruktur, Schwerpunkt Straßenbau. „Jetzt bei der DB auf Auftraggeberseite zu sein, ist nochmal ein anderer Blickwinkel und sehr spannend für mich“, erzählt der Projektingenieur. Bauen für die Bahn sei durchaus komplex. Umso positiver sei die Erfahrung gewesen, so gut als Neueinsteiger aufgenommen zu werden: „Egal worum es ging, ich habe immer eine Antwort auf meine Fragen bekommen oder einen Tipp, wen ich ansprechen kann.“
Ob er manchmal schlaflose Nächte hat? „Bei der Frankfurter Landstraße nicht!“, sagt er. „Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten funktioniert wirklich gut, alle sind sehr lösungsorientiert.“ DB Netz, die Bauüberwachung, bestehend aus DB Engineering&Consulting, Sweco und CDM Smith sowie der Baufirma Leonhard Weiss mit ihren Nachunternehmern, arbeiten hier eng zusammen. Selbst Corona konnte die Baustelle nicht wirklich ausbremsen. Materialengpässe gab es dank der vorausschauenden Arbeit aller Beteiligten bisher so gut wie keine. „Trotzdem gibt es natürlich immer wieder Momente der Anspannung“, sagt Bertino. Zum Beispiel dann, wenn Sperrpausen anstehen, wie zuletzt beim Einschub der Eisenbahnbrücke in der Frankfurter Landstraße.
So geht es weiter
Wenn im Sommer alles fertig wird, zieht das Bauteam zur nächsten Maßnahme weiter. Für das kommende Jahr stehen die Vorbereitungen für die Straßenüberführung „Maintaler Straße“ sowie der Bahnübergang Salisweg auf der Agenda. Der Bahnübergang Burgallee folgt voraussichtlich ab Mitte 2025. Der Bau der Nordmainischen S-Bahn-Strecke kann kommen.
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Roberto Bertino (r.) mit Nico Rahm von der Ingenieurgemeinschaft BÜW Frankfurter Landstraße. (Fotos: DB AG/Iris Klose) -
Die Eisenbahnbrücke steht schon: Sie wurde im Februar 2022 eingeschoben – während einer Sperrpause von nur 63 Stunden. (Fotos: DB AG/Iris Klose) -
Noch liegen zwischen der Kante und dem Boden ein guter halber Meter... (Fotos: DB AG/Iris Klose) -
...Später wird hier die Straße ebenerdig anschließen. (Fotos: DB AG/Iris Klose)